Irgendwann wird jeder Türkeiurlauber, der an etwas
mehr als an einem preisgünstigen AI-Urlaub in einem
5-Sterne-Hotel an der türkischen Riviera
interessiert ist, im Rahmen einer Kreuzfahrt, einer
geführten Rundreise, eines Urlaubes an der
türkischen Ägäis oder auf einer Individualreise die
Ruinen der einstigen Metropole Ephesos
besuchen. .
Ephesos lag in Altertum direkt am Meer. Durch
Verlandung, sowie klimatische und seismische
Veränderungen verschob sich die Küstenlinie im Laufe
der Zeit nach Westen, so dass die Stadt heute
mehrere Kilometer landeinwärts liegt.
Die
ältesten Zeugnisse für die Anwesenheit von Menschen
im Bereich der späteren Stadt Ephesos gehen bis um 5000 v. Chr. zurück. Bereits
im 2. Jahrtausend v. Chr. war die aus hethitischen
Texten bekannte und wahrscheinlich mit dem späteren
Ephesos zu identifizierende Siedlung Apasa, im Land
Araya gelegen, ein wichtiges Zentrum im
Einflussbereich der hethitischen und mykenischen
Kulturen. Aus der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v.
Chr. existieren minoische und mykenische Reste. Etwa
im 10. vorchristlichen Jahrhundert begann die
Besiedlung durch ionische Griechen. Der Sage nach
hat Androklos, König von Attika, die Stadt
gegründet.
Einheimische Lyder und Karer lebten nordöstlich des
heutigen Stadtgebietes, die zugewanderten Griechen
gründeten der Überlieferung nach eine eigene
Siedlung namens Koressos. Nach der Eroberung durch
den lydischen König Kroisos im Jahr 560 v. Chr. kam
es zu einem Synoikismos, das heißt, mehrere
Kleinsiedlungen wurden zusammengelegt und eine neue
Siedlung auf einem Gebiet nahe beim Tempel der
Artemis (Artemision), der als eines der sieben
Weltwunder galt, errichtet.
Erst
296 v. Chr. wurde Ephesos durch den Diadochen-König
Lysimachos von Thrakien an die heutige Stelle
verlegt sowie zeitweilig nach seiner Frau in
Arsinoeia umbenannt. Seit dieser Zeit war Ephesos
eine große Hafenstadt von fast 350 ha Fläche, die
von 189 bis 133 v. Chr. zum Königreich Pergamon
gehörte, nach 133 v. Chr. zum Römischen Reich.
Ephesos war eine der bedeutendsten und mit
vielleicht über 200.000 Einwohnern auch eine der
größten Städte des Römischen Reiches und Sitz des
Statthalters (Proconsul) der Provinz Asia.
Zahlreiche öffentliche Bauten entstanden, die sowohl
von der Stadt als auch von reichen Bürgern
finanziert wurden. Dazu zählten auch Tempel für die
Kaiser Vespasian und Hadrian, die im Rahmen des
Kaiserkultes verehrt wurden. Die Stadt behielt ihre
herausragende Stellung bis in die Spätantike bei,
einerseits als Wallfahrtsort und Bischofssitz,
andererseits als Hauptstadt der (weltlichen) Diözese
Asiana.
Auch
in Zusammenhang mit der Entwicklung des Christentums
ist Ephesos von Bedeutung: Der Überlieferung nach
weilte der Apostel Paulus während seiner 3.
Missionsreise (nach 50) in Ephesos. Er erregte dort
unter anderem den Unwillen der Devotionalienhändler,
die um ihr gutes Geschäft mit der „Diana der
Epheser“ fürchteten. Rechtlich wurde Paulus aber in
der Stadt geduldet. Ebenfalls im Neuen Testament ist
der Epheserbrief enthalten, den er später an die
Gemeinde der Stadt gerichtet haben soll.
Einer außerbiblischen Legendenbildung nach soll sich
Maria nach der Himmelfahrt Jesu mit dem Kreis der
Frauen um Jesus und mit dem Apostel Johannes in
einem Haus in der Nähe von Ephesos (dem Meryemana)
niedergelassen haben und bis zu ihrer eigenen
Himmelfahrt viele Menschen in Heilkunde und der
Lehre des Christentums unterrichtet haben.
Im
Jahr 431 tagte in Ephesos das von Kaiser Theodosius
II. einberufene 3. Ökumenische Konzil, auch Konzil
von Ephesos genannt, im Jahr 449 dann die so
genannte Räubersynode, deren Beschlüsse bereits 451
verworfen wurden. Die sogenannten Marienkirche, von
der nur mehr Reste erhalten sind, wurde mehrfach als
Ort des Konzils genannt; dies ist in der Forschung
jedoch umstritten.
Bis
weit ins 6. Jahrhundert blühte in Ephesos das
spätantike Leben. In byzantinischer Zeit verlor die
Stadt dann aber allmählich ihre frühere Bedeutung -
vor allem durch die zunehmende Verlandung des
Hafens. 867 eroberte ein Heer der Paulikianer unter
Johannes Chrysocheires die Stadt. Im Jahr 1090 –
kurz vor dem Ersten Kreuzzug – wurde Ephesos von den
Seldschuken erobert; in der Nähe entstand in
türkischer Zeit der Ort Ayasoluk, später in Selçuk
umbenannt.
Im
19. Jahrhundert begann die archäologische
Erforschung von Ephesos mit der Suche nach den
Überresten des Artemistempels. Dabei wurden auch
erste Teile der eigentlichen Stadt bekannt. Erste
Ausgrabungen unternahmen der britische
Eisenbahningenieur John Turtle Wood (zwischen 1863
und 1874) und der Archäologe David George Hogarth
(1904/05) im Auftrag des British Museums. Seit 1895
nimmt das Österreichische Archäologische Institut
planmäßige Ausgrabungen vor. Sie haben weite
Bereiche der Stadt aufgedeckt, neben öffentlichen
Bauten auch einige große Wohnhäuser („Hanghäuser“),
die mit Wandmalereien und Mosaiken zu den
besterhaltenen privaten Wohnbauten im östlichen
Mittelmeerraum gehören.
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Das
Mazäus
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Heute stellt Ephesos eine der touristischen
Hauptattraktionen der Türkei mit mehreren
Hunderttausenden Besuchern jährlich dar. Dieser
Tatsache Rechnung tragend, versuchte man im Sinne
einer Restaurierung nach modernen Gesichtspunkten
auch, in der Präsentation der antiken Ruinen neue
Wege zu beschreiten. Dies trifft insbesondere auf
den Wiederaufbau der sog. Celsus-Bibliothek aus dem
frühen 2. Jahrhundert n. Chr. zu. Es handelt sich
nicht nur um ein Bibliotheksgebäude, sondern
gleichzeitig um das Grab des Stifters Tiberius
Iulius Celsus Polemaeanus.
Zu
den öffentlichen Gebäuden, die im Stadtgebiet
freigelegt wurden, gehören am sog. „Staatsmarkt“
unter anderem das Bouleuterion, der Versammlungsraum
des Stadtrates, und das Prytaneion, die Amtsräume
der führenden Repräsentanten der Stadt. Neben
privaten Wohnbauten (von denen die Hanghäuser ein
Beispiel luxuriöser Wohnkultur darstellen) wurden
die antiken Straßenzüge, wie etwa die Kuretenstraße,
von weiteren öffentlichen Bauten gesäumt. Dazu
zählen monumentale Brunnenanlagen (Nymphaeum Traiani)
ebenso wie Tempel, beispielsweise der kleine
Hadrianstempel.
Zeugnis für die Badekultur der Ephesier sind die
großen Bad-Gymnasium-Komplexe, darunter das
Vediusgymnasium, das Theater-, das Ost- und das
Hafengymnasium sowie das Variusbad. Neben der
Körperpflege und Ertüchtigung stellten sie auch ein
wichtiges soziales und gesellschaftliches Zentrum
des öffentlichen Lebens dar.
Im
großen Theater von Ephesos soll der Apostel Paulus
die in der Apostelgeschichte geschilderte Szene mit
den Devotionalienhändlern des Artemistempels erlebt
haben.
Von
den Tempeln für den Kaiserkult, namentlich jenen für
Domitian und Hadrian, sind heute nur noch geringe
Reste erhalten.
Wichtige Funde aus der Anfangszeit der Ausgrabungen,
die mit Genehmigung des osmanischen Herrschers außer
Landes gebracht wurden, befinden sich heute im
Ephesos-Museum des Kunsthistorischen Museums in Wien
in der Neuen Burg, einem Teil der Wiener Hofburg.
Heute sind die Funde aus den jüngeren Grabungen im
Archäologischen Museum im benachbarten Selçuk
ausgestellt, ältere Funde stehen zum Teil auch in
den archäologischen Museen von Istanbul und Izmir
sowie im British Museum.
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Im überdachten Hanghaus 2 |