Bildergeschichten unserer Ausflüge in der Türkei


 

Ausflug nach Sirtköy

 
 

Das erste das uns begegnet auf unserem Ausflug sind diese herrlichen Zapfen.

Sie würden bei uns an den Herbst erinnern, aber das ist in der Türkei nicht so.

Eigentlich für uns unfassbar, dass sich dort alles an Vegetation vereint ohne Rücksicht auf  unsere bekannten Jahreszeiten.

In den Bergen, die wir heute befahren wollen, ist alles sehr bewaldet mit Pinienbäumen. Aus ihnen werden die leckeren Pinienkerne gewonnen.

 

Der Weg nach Sirtköy ist gut zu fahren, die Straßen sind zwar nicht befestigt, aber man kommt ohne Probleme aneinander vorbei, auch an Lastwagen…

 Wir kommen  hoch und immer höher.

  Äußerst karg und steinig, aber Wald ohne Ende.

 
     

Linker Hand liegt ein kleines Dörfchen, wunderbar eingebettet irgendwo in den Bergen und Hügeln, zwischen Bäumen und Büschen verschiedenster Art.

     

     

Für viele Menschen könnte das abschreckend sein so leben zu müssen, aber für mich ist das der Inbegriff  von Ruhe, Stille. Ein armes aber trotzdem zufriedenes und deshalb auch glückliches Leben.

Über die Lautsprecher singt der Muezzin sein „Allahu akbar“

und ruft die  Muslime zum Gebet.

In der heutigen Zeit wo alles nur Hektik und Stress ist, kann man nichts Schöneres entdecken als so ein friedliches Dörfchen in den Bergen.

Und er passt einfach hierher, dieser Ruf, dieser Gesang. In dieser Landschaft kann man gar nichts anderes tun als stehen zu bleiben und fasziniert zu lauschen.

…und weiter geht’s…

Man kommt auf den Gedanken, dass es gar keine Menschen gibt, wenn man so vor sich hin fährt und außer der schönen Gegend nichts zu sehen bekommt.

     

        

 

Weit gefehlt. Uns begegnet ein Lastwagen. Hoch aufgetürmt beladen nach allen Seiten, kommt er uns entgegen. Schon lange Zeit bevor wir ihn sahen, konnten wir ihn heran brummen hören. Er ist beladen mit Lorbeer - "defne" auf türkisch. Diesen wunderbaren Lorbeer, den wir hier in den Läden kaufen können, der kommt aus der Türkei und ganz sicher aus Sirtköy.

Das ganze Dorf ist dabei Lorbeer zu schneiden, dann wird der Lastwagen auf die Reise geschickt. Lorbeer, das wunderbare Gewürz, das zugleich auch zum Binden der Kränze verwendet wurde,  die schon  in der Antike die *Krone* der Sieger waren.

Die gebundenen Kränze aus Lorbeer stehen für Vollkommenheit, das immergrüne Blatt des Lorbeerstrauches steht für Beständigkeit und Unsterblichkeit. Sieg und Erfolg signalisiert ein Lorbeerkranz.


 


 

Oooh, hoppala, was liegt denn da am Straßenrand ?

 

        

 

Da hat doch tatsächlich ein *Pilger* seinen Schuh verloren. Und wie es aussieht, ist er schon sehr viele Kilometer gelaufen, bevor er keine Sohle mehr hatte.

Fleißig, fleißig. Kein Wunder bei diesen steilen steinigen Wegen, die geradewegs in den Himmel führen…

Wie bitteschön soll ich da vorbei fahren können ohne ihn zu beachten und zu fotografieren? Wie oft begegnet einem so ein Wunderwerk bei einem Ausflug?

Ja, stimmt, mir begegnen sie immer J

Deshalb werden sicherlich noch einige in meinen Geschichten auftauchen.

 
   
     

Und weiter geht es auf dem Weg nach oben. Eine herrliche Aussicht hat man jetzt schon. Dabei ist es immer noch ein schönes Stück zu fahren.

Wald, so weit das Auge blickt.

Aber bei weitem nicht so wie bei uns, nicht so dunkel und kalt.

Durch die Kiefern, Zypressen und Zedern kommt noch sehr viel an Sonne durch und auch die vielen Büsche dazwischen lassen alles sehr viel heller erscheinen.

Wenn man schon so weit oben ist, hat man eine sehr gute Sicht auf viele Hügel und Berge und so ziemlich alles ist bewaldet.

Mit größeren und kleineren Steinen dazwischen.

 

Na sowas, jetzt hab ich aber schon wieder etwas Neues entdeckt.

Etwas abgetragen, an diesem Hügel. Und weit oben auf den Steinen liegt das Teil eines Lastwagens, ein großer Hänger…

Hilft nix, da muss ich raufklettern und schauen wieso der da liegt. Ganz schön skurril hier mitten in der Wildnis…

Also gesagt, getan.

 

        

 

Man glaubt es kaum. Hinter dem Hügel wurde abgegraben und dort zeugt alles von regem Leben auf der einen Seite, auf der anderen Seite von Vergessenheit.

Alte verrostete Maschinen kommen hier zum Vorschein. Ein kleiner Bagger…

 

        

 

Er rostet schön gemächlich vor sich hin.

Aber schaut mal was für eine Aussicht man hier hat, irgendwie ist man dem Himmel schon sehr nahe.

 

        

 
 

Ein angefangenes Gebäude steht auch hier.

Sieht gar nicht mal schlecht aus, es muss auf jeden Fall irgendwer daran rum bauen, denn die Ziegel sind so gut wie neu.

Natürlich, eine absolute Traumlage für einen Einsiedler wie ich einer sein möchte. Aber… wer baut hier was? Das wäre bei uns verboten, so viel ist eh klar.

Neugierig bin ich gar nicht, möchte aber trotzdem alles wissen J

Also bleibt nichts anderes übrig, als das nächste Mal wenn wir in der Türkei sind, dort vorbei zu fahren und zu schauen was daraus geworden ist.

 

        

 

Gefällt mir sehr, das Verbauen von Natursteinen, wie man es oft hier sieht.

Das inspiriert mich wieder, zu Hause weiter Steine zu verbauen, wie ich das schon von jeher getan habe und eben, von daher kommen die Ideen. Deshalb lohnt es sich immer, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

 
        
 

Sieht doch wirklich aus als ob es auf mich gewartet hat, nicht wahr?

Und wenn man das rechte Bild genauer betrachtet, kann man ganz weit hinten unter den Bäumen einen Stuhl ausmachen, der einsam und verlassen da steht und auf einen Menschen wartet, der ihn davor bewahrt, nutzlos zu verrotten.

Na gut, fahren wir weiter.


 


 
 

 
 

Nun haben wir Sirtköy erreicht. Die Kinder stehen auf der Straße und freuen sich. Natürlich haben wir Bonbons dabei, das muss einfach sein.

Zunächst fahren wir ganz langsam durch das Dorf auf der Suche nach einem Hinweis, wie wir zu der antiken Stadt Etenna kommen.

 

     

        

 

Karges Land.  Und schon so weit oben sind wir.

 

        

 

Am Ende des Dorfes haben die Bewohner diese Stätte erbaut für ihre Versammlungen und Gebete. Ein wunderschöner Brunnen für die rituelle Gebetswaschung daneben, alles blitzblank und sauber.

Vor jeder gottesdienstlichen Handlung vollzieht ein Muslim eine rituelle Waschung. Diese Waschung nennt man (auf arabisch) wudhu

Zuerst formulieren die Muslime im Geiste die Absicht, die Waschung durchzuführen, gewöhnlich sprechen sie dabei die Worte: “Bismillah” (im Namen Allahs)

So arm diese Menschen auch sind, ihr Glaube ist ihnen sehr wichtig.

 

        

 

Ein Stück weiter entdecken wir diese Ziegen. Was für verschiedene Charaktere das sind, fast wie bei den Menschen.

Entweder schauen sie interessiert, aufmerksam,

 

        

 

kommen neugierig an den Zaun um uns zu betrachten oder der Oberboss schaut sehr wachsam hinter dem Baum hervor.

 Sehr hübsche Tiere sind das.

 

 

 

Nur hat uns das jetzt auch nicht nach Etenna gebracht….das heißt umkehren und die Einheimischen nach dem Weg fragen.

 

 

Also stellen wir das Auto ab und beginnen den Aufstieg. Achim lehnte den gut gemeinten Vorschlag ab, auf einem eṣek den Berg hoch zu reiten.

Na gut, dann laufen wir halt. Diese tolle Aussicht entschädigt wirklich für jeden langen Fußmarsch.

 

 

Jetzt im Moment sieht es fast diesig aus, aber das Licht ist nirgends so vielfältig und schnell veränderlich als ich es in der Türkei erlebt habe.

 

        

 

Von oben schauen wir auch auf das Dorf herab, jetzt sieht man erst, dass es gar nicht so klein ist.

Und irgendwo gibt es immer einen Weg, der noch weiter hinauf führt.

 

        

 

Wir sind froh, dass wir diesmal einen Geländewagen gemietet haben, so wird es -egal wo wir hinfahren- keine Probleme geben. Manchmal sehen die Wege bzw. Straßen schon sehr abenteuerlich aus.

 

        

 
Man sieht während des Aufstiegs nichts, hört aber die Dorfbewohner, die den Lorbeer von den Hängen ins Dorf schaffen. Auch Ziegen klettern ab und an den Hügel hinauf.
 

        

 

So, was haben wir denn da, ist natürlich gleich interessant. In den Berg gehauene Gräber? Darunter schwarz verbrannter Boden, also Rastplätze für die Hirten.


 


Tja, von Etenna keine Spur. Wir haben uns verlaufen. Trotzdem hat es sich gelohnt, denn egal wohin wir gehen, immer findet man antike Stätten, Spuren von früheren Aktivitäten oder einfach nur eine wunderschöne Vegetation.

 

 

Der Fels ragt hoch über uns auf, es führt so einfach kein Weg nach oben und langsam wird es schon dunkler, wir sind zu spät aufgebrochen, mussten ja immer und überall stehen bleiben und alles besichtigen was uns über den Weg läuft.

 

        

 

Hier sieht man die schwarzen Felsen von den Feuern der Hirten.

Daneben den Stamm eines sehr alten hohen Baumes.

 

 

Wie kann er nur existieren, direkt mit dem Stein eins geworden, untrennbar selbst schon fast versteinert.

 

        

 

…und trotzdem es so karg ist, er treibt weiterhin seine Blättchen aus. Niemals nicht gibt er auf, er hat Beständigkeit.

 

Und Schiller hat es wunderbar geschrieben:


 
 

Der Baum, auf dem die Kinder 
der Sterblichen verblühn, 
steinalt, nichts desto minder 
stets wieder jung und grün. 
Er kehrt auf einer Seite 
die Blätter zu dem Licht, 
doch kohlschwarz ist die zweite 
und sieht die Sonne nicht. 
Er setzet neue Ringe, 
so oft er blühet, an, 
das Alter aller Dinge 
zeigt er den Menschen an. 
In seine grüne Rinden 
drückt sich ein Name leicht, 
der nicht mehr ist zu finden, 
wenn sie verdorrt und bleicht. 
So sprich, kannst du's ergründen 
was diesem Baume gleicht?

 
 

 

Wunderschön. Vor solch einem Wunderwerk der Natur wird man ganz klein.

 
 
 

        

 

Steil geht es bergab auf dieser Seite. Ungern würde ich hier den Abstieg wagen.

Nein, wir gehen lieber den Weg zurück den wir gekommen sind.

 

        

 

Trotzdem gefällt uns die Aussicht,  die andere Seite des Hügels.

Man ist alleine nun, so weit oben. Gegenüber sind die Berge schon weniger bewaldet.

Sie sind auf gleicher Höhe mit uns, es ist ehrfurchteinflößend.

 
 

 

Ein schönes Gebilde ist dieser alte Stamm. Meine Freundin in Galicien würde was darum geben, ihn zur Zierde in ihr Haus zu integrieren.

Wir sind schon Spinner, aber liebenswürdige J

 

 

Beim Zurückgehen kommen wir aus dem Schatten heraus und sind richtig erstaunt, dass es noch so hell und warm ist. Sieht gleich viel freundlicher aus, die Welt.

 

        

 

Ja, es begegnen uns noch mehr Tiere. Diese Raupe hat was, sie sieht so hübsch aus, ich komme nicht an ihr vorbei.

 

        

 

So langsam nähern wir uns wieder dem Dorf. Bisher konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, weshalb diese Steine aufs Dach gelegt werden. In Galicien wäre das ein sicheres Zeichen gegen den bösen Blick, um böse Geister fern zu halten. Trotzdem ich schon einige Türken gefragt habe, konnte mir noch keiner sagen was und ob es etwas bedeutet.

 

 

Faszinierend, in dieser Einöde immer wieder solche Maschinen zu sehen. Leider total verrostet und wie es ausschaut, nicht in Betrieb. Trotzdem sieht man an ihnen, dass der Fortschritt auch hier oben Einzug gehalten hat.
 

        

 

Soll mir noch einer sagen, ich wäre hier dem Himmel nicht näher. Eigentlich bedauere ich es, dass wir nicht noch mehr Zeit hier verbringen können, es gibt noch so viel zu entdecken…..

 

        

 

…aber es bleibt uns nichts übrig, wir müssen den weiten Weg noch zurückfahren und deshalb machen wir uns nun auf den Weg.

 

Gerade war es noch Tag und schon will sich die Sonne verstecken hinter den Bergen….

 

 

Das geht wirklich sehr schnell.

Was mir aber gar nichts ausmacht, so schöne Bilder bekommt man nicht alle Tage.

 

 

Sirtköy, es war wunderschön bei Dir und wir kommen sehr bald wieder.

Nur lassen wir uns dann nicht mehr abhalten von unserem Besuch in Etenna.

 
 

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