Karawansereien im türkischen Inland


 

 

 
   
   Obruk Han
 


Obruk Han ist eine seldschukische Karawanserei nordöstlich von Konya. Er lag bei seiner Erbauung an der wichtigen Handelsstraße von Konya nach Kayseri. Benannt ist der Han nach der riesigen Doline (türkisch obruk), die sich hinter dem Han befindet. Der ursprüngliche Name ist nicht mehr bekannt.

Das Baudatum des Han ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von einer Errichtung im Zeitraum von 1220 bis 1250 aus, da Obruk Han zwischen Saddedin Han (erbaut 1236) und Sultanhan (erbaut 1229) liegt.
Schon in den Schriften von Mevlânâ, der von 1227 bis 1273 in Anatolien lebte, wurde der Han erwähnt. Ebenso in weiteren historischen Quellen.
Pervâne Mu‘in al-Din Suleyman, ein Berater des Seldschukensultans Kılıç Arslan IV. (gestorben 1265), berichtet von Kämpfen in der Nähe des Obruk Han. Aufzeichnungen unter Sultan Izz ad-Din Kai Kaus II. aus den Jahren 1246 bis 1256 berichten, dass mongolische Reiter Obruk Han eingenommen hatten.

Das Gebäude wurde durch mehrere Erdbeben schwer beschädigt, so stürzte unter anderem die Decke ein. 1996 sichtete die Universität Selçuk den Han mit dem Gelände ringsum und nahm Ausgrabungen vor. Im September 2007 begann eine umfassende Renovierung, bei der die Außenmauern und das Eingangsportal instand gesetzt wurden. Der zerstörte Südteil der Mauer wurde wieder aufgebaut, so dass der Han nur noch durch das Tor betreten werden kann.
Weitere Renovierungsarbeiten sind vorgesehen, unterblieben aber seit 2009 (Stand 2017).

Der Han ist ein typisch klassischer seldschukischer symmetrischer Bau, dessen Eingangstor nach Ostsüdost ausgerichtet ist. Er besteht aus zwei miteinander verbundenen Bauwerken: Ein quadratischer Bau mit circa 35 Meter Seitenlänge, in dem sich mittig ein zwanzig Meter langer und 15 Meter breiter Innenhof befindet.
Rechts und links des Innenhofes befinden sich fünf offene Seitenzellen,die jeweils ungefähr zehn Meter breit sind. Von den offenen Zellen sind größtenteils nur die Bögen erhalten. Dass der Innenhof größer als die umbaute Fläche an den Seiten ist, ist typisch für einen Seldschuken-Han.



An der Westseite schließt sich der sogenannte „Wintersaal“, eine geschlossene Halle, an. Sie diente vor allem in den kalten Monaten als Unterkunft.
Diese Halle ist ungefähr 30 Meter lang und 20 Meter breit. Das mittlerweile eingestürzte Stützkreuzgewölbe bestand aus acht Schiffen. Diese waren drei bis vier Meter breit und neun Meter lang. In der Mitte des dritten Schiffes von Westen befand sich ursprünglich ein kleiner Laternenturm, er ist jedoch völlig zerstört. Die Mauer zum Innenhof mit dem Portal ist ebenfalls eingestürzt.

Auffällig ist die Eingangsseite. Mittig befindet sich ein unscheinbarer, fast fünf Meter hoher Torbogen, der an beiden Seiten von byzantinischen Säulen mit antikem Architrav gestützt wird.
Die typische seldschukische Muqarna-Verzierung fehlt völlig; dies lässt darauf schließen, dass der Han in großer Eile errichtet wurde.
Auch die übliche Inschrift über dem Torbogen fehlt. Der Torbogen selbst wurde nachträglich um ungefähr einen Meter verkleinert.
Der Torbereich ist zweistöckig ausgebaut und wird – unüblich für einen Seldschuken-Han – von kleinen Zinnen gekrönt.

Eingangsportal 2002 Eingangsportal 2018
 

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Im Torbereich im zweiten Stock befand sich eine kleine Moschee, die durch drei kleine quadratische Fenster nach außen Licht erhielt. Im Torgebäude befinden sich noch vier quadratische Zimmer, jeweils zwei recht und links des Tores im Erdgeschoss und im ersten Stock. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um eine Schatzkammer, in der die Wertsachen der Karawanen verstaut wurden, sowie um ein Krankenzimmer und die Unterkünfte für die Wachmannschaft.

Die Außenwände sind fast vollständig im Original erhalten. Verzierungen im Außenbereich fehlen völlig. Die Mauer des vorderen Baus wird von sechs Stütztürmen verstärkt; beim Wintersaal, dessen Mauern etwas dünner sind, fehlen Außentürme.

In Bezug auf seine künstlerische Ausstattung ist dieser Han einzigartig.
Bis auf eine Ausnahme fehlen seldschukische Kunstmotive völlig: In der Moschee über dem Tor befindet sich eine Mihrāb (Gebetsnische), die jedoch von Kunsträubern stark beschädigt wurde. Stattdessen wird das Aussehen des Han von byzantinischen Bauteilen geprägt. So wurde der Hauptgang der Winterhalle von vierzehn byzantinischen Säulen getragen, von denen noch zehn stehen. Auch das Eingangsportal steht auf antiken Säulen. Ebenso war der Innenhof ursprünglich von Säulen geschmückt.
In den Wänden befinden sich ebenfalls zahlreiche Spolien (Bauteile aus anderen, älteren Bauwerken), ein Teil davon stammt aus der antiken Stadt Perta in Lykaonien, andere stammen aus einer byzantinischen Kirche und einem Kloster, welche in der Nähe von Kizören gelegen waren. Die meisten Spolien tragen griechische Inschriften und zeigen christliche Symbole, es finden sich aber auch lateinische Inschriften. Durch Kunsträuber gingen jedoch zahlreiche Spolien verloren.

Quelle: Wikipedia u.a.
 

Die Doline 2002

Die Doline 2018

 

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Der Wasserstand in der Doline unmittelbar hinter dem Han zeigt überdeutlich, wohin exzessive Bewässerung der immer größeren landwirtschaftlichen Nutzflächen führt. Ein Problem, nicht nur in der Gegend um Konya.

Sie erreichen den Obruk Han über die Nationalstraße D300, Konya - Aksaray, ca. 70 km vom Stadtrand Konya entfernt. Der Han liegt aus Richtung Konya kommend, linker Hand. Die Abfahrt ist gut ausgeschildert. Nach 4 km ist der Han erreicht.

 Grundriss der Karawanserei Obruk Han
 
1   Eingangsportal  Kuppel
2   Innenhof  offene Zellen
 geschlossene Halle  geschlossene Zellen