Antike Städte in der Türkei

Unser Video zum Thema dieser Seite

Die antike Stadt Assos, heute Behramkale, liegt auf einem 234 m hohem Felsen über dem Meer. Die ersten Siedler ließen sich hier bereits in der Bronzezeit nieder; zur Stadtgründung kam es im frühen 1. Jahrtausend v. Chr.

Um 530-520 v. Chr. wurde an der höchsten Stelle der Tempel der Athena errichtet. Einige der Säulen aus einheimischem Trachyt, die jedoch im Altertum mit weißem Marmorstuck überzogen waren, wurden im Rahmen der archäologischen Forschungen teilweise wieder aufgestellt. Der Athena-Tempel ist der einzige bekannte archaische Tempel dorischer Ordnung in Kleinasien. Von hier hat man einen guten Blick auf die gegenüberliegende Insel Lesbos.

Durch die zunehmend unsichere Lage verlegte man die Stadt von der der See zugewandten Seite des Berges zu der dem Meer abgewandten Seite.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde aus der Stadt ein Dorf, abseits des weltgeschichtlichen Geschehen, das heutige Behramkale.

Das Dorf lebt heute zum großen Teil vom Tourismus. Der Weg durch das Dorf zum Athena-Tempel führt an einer Unzahl von kleinen Verkaufsständen vorbei. Als das Foto am frühen Vormittag entstand waren die Touristenbusse noch nicht eingetroffen. Eine Stunde später waren die Stände dicht bedrängt.

Das Dorf Behramkale

Auf dem Weg zum Athena-Tempel befindet sich zur Linken am Dorfrand eine kleine Moschee. Häufig wird diese von den meisten Touristen übersehen. Sie wurde im 14. Jahrhundert unter Verwendung von byzantinischen Steinen gebaut und gilt als eine der ersten osmanischen Moscheen. Diese sind immer noch zu sehen.

Die Stadtmauer ist in ihrer Ausdehnung von 3 km mit Türmen und Toren in großen Teilen noch sehr gut erhalten. Sie entstand in vielen Bauphasen vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in byzantinische Zeit. Daneben sind Reste einer wohl noch älteren Stadtmauer sichtbar.

Das aus dem 4. Jh. v. Chr. stammende Theater wurde in eine natürliche Felsausbuchtung in den Hang unterhalb des Athena-Tempels gebaut. Es ist dem Meer und der gegenüberliegenden Insel Lesbos zugewandt. Bühnenhaus und Proskenion deuten auf frühhellenistischen Ursprung hin. Letzte Forschungserlebnisse deuten darauf hin, dass es auf es an der Stelle eines noch älteren Theaters errichtet wurde.
In der römischen Periode wurde die erste Sitzreihe entfernt und durch Balustraden ersetzt um hier Gladiatorenspiele stattfinden lassen zu können. Inschriften an einigen Sitzplätzen zeugen von Reservierungen für die Gilden der Schmiede, Gerber und Steinmetze sowie der Anhänger des Kults des Sarapis. Mehrere Erdbeben und Erdrutsche haben dem Theater arg zugesetzt. So ist nur der untere der drei Ränge vollständig erhalten.

Oberhalb des Theaters befand sich im antiken Assos die Agora, der zentrale Marktplatz der Stadt. Der über 4000 Quadratmeter umfassende Komplex wurde im Norden und Süden von je einer Stoa begrenzt. Die nördliche Stoa war 115 Meter lang, 12,5 Meter breit und verfügte bei einer Gesamthöhe 11,5 Metern über zwei Stockwerke. Das Obergeschoß wurde von 37 Säulen gestützt.
Die südliche Stoa war mit einer Länge von 69 Metern und einer Breite von 12 Metern etwas kleiner. Doch aufgrund der Hanglage konnte dieses relativ einfach unterkellert werden.
Das oberste Stockwerk überragte die Agora und war zur See komplett offen und daher eher eine überdachte Terrasse mit Ausblick. Im Westen der Agora befand sich der kleine Agora-Tempel von dem nur noch das 17 mal 15 Meter große Fundament erhalten ist. Wahrscheinlich wurde dieser später in eine Kirche umgewandelt.
Im Osten der Agora befand sich das Buleuterion. Von dem Gebäude ist nicht viel übrig geblieben. Lediglich zwei Säulen des inneren Bereiches konnten bei Ausgrabungen gefunden werden.

Der heutige Hafen (İskele) entstand aus dem antiken Hafen. Er liegt unterhalb des Siedlungsberges. Die alten Steinhäuser sind liebevoll restauriert und beherbergen fast alle entweder ein Hotel oder/und ein Restaurant. Trotz ihrer malerischen Lage bieten die Restaurants eine gute Küche zu moderaten Preisen.

Ein geschichtlicher Abriss in Kurzform:
Der Siedlungsplatz, ein 234 m hoher Felsen aus dunklem Trachyt, war schon in der Bronzezeit besiedelt. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde Assos von der Stadt Methymna auf der benachbarten Insel Lesbos aus gegründet. Seit etwa 360 v. Chr. stand es unter Herrschaft des griechischen Geldwechsers Eubulos und seines Nachfolgers Hermeias. In dieser Zeit lebte auch Aristoteles in Assos und betrieb eine Philosophenschule.
.334–241 v. Chr. lag die Stadt im Herrschaftsgebiet Alexander des Großen und der nachfolgenden Seleukiden. 241–133 v. Chr. gehörte Assos zum Reich der Attaliden von Pergamon, bevor es durch Vererbung Teil des römischen Reiches wurde.
In byzantinischer Zeit war Assos Bischofssitz. 1306 konnten die Griechen die Festung Assos, die sich nur noch im Bereich der alten Akropolis befand, noch gegen die Osmanen verteidigen, kurz darauf ging die Siedlung jedoch in deren Besitz über.