Antike Städte in der Türkei

   
  Weltkulturerbe der UNESCO  
 
 
 
   
  Hattuscha  
   
   
  Hauptstadt der Hethiter  
   

 

     

 

   

 

   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 

Der erste archäologische Hinweis auf die Hethiter tauchte ca 2000 - 1700 v. Chr. in den assyrischen Handelskolonien auf, wo Aufzeichnungen einen Handel zwischen den Assyrern und einem gewissen „Land Hatti“ belegten. Ihr Untergang wird ins frühe 12. Jh. v. Chr. datiert.

 
   
   
     
 

Hattuscha oder auch Hattuša liegt in der Provinz Çorum beim Dorf Boğazkale im anatolischen Hochland, etwa 170 Kilometer östlich von Ankara.
1986 wurden Hattuša und das benachbarte hethitische Heiligtum Yazılıkaya in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen.

 
   
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
 
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Der Große Tempel in der Unterstadt. Mit 65 x 42 m das größte Gebäude in Hattuscha  
     
 

Hattuscha war von ca. 1600 bis 1200 v. Chr. die Hauptstadt der Hethiter. Das Reich der Hethiter erstreckte sich über weite Teile Anatoliens und zeitweise bis nach Nordsyrien. Die heute sichtbaren Tempel, Paläste, Stadtmauern und Tore zeigen den Zustand der Stadt zu ihrer Blütezeit im 13. Jh. v. Chr.

 
   
   
   
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 

Um den grünen Stein von Hattuscha ranken sich viel Mythen. Ist er für die Einen ein Geschenk des ägyptischen Pharao Ramses II., so ist er für Andere ein Teil eines Meteors aus dem Weltraum. Er soll bei Berührung großen Reichtum oder Kindersegen bringen, was durch nichts bewiesen ist. *
Tatsache ist, dass es sich um einen Block aus Nephit-artigem Gestein handelt, wie es in der Gegend von Hattuscha vorkommt. Ein ähnlicher, kleinerer Stein wurde in einem Tempel in der Oberstadt gefunden.

 
   
   
   
   
   
 

*Auch beim Verfasser dieser Seite hat weder die Berührung in den Jahren 2002, 2011 noch 2018 zum Eintritt eines dieses Ereignisses geführt!

 
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Der Wall von Yerkapı  
     
 

Der künstlich angelegte Wall von Yerkapı (türkisch für: Tor im Boden) bildet den höchsten und zugleich südlichsten Punkt der Stadt. Seinen Namen trägt der Wall nach einer, noch heute begehbaren Poterne (Überbauter Gang zu Anlagen vor dem Wall oder zum Zweck eines Ausfalls). Sie wurde, wie elf weitere bis heute entdeckte Poternen bereits schon vor der Auschüttung des Walls errichtet.
Über den ursprünglichen Zweck des Walls kann nur spekuliert werden. Zur Verteidigung durch seinen Böschungswinkel von 35°, seine Pflasterung und schmale, zum Scheitelpunkt führende Treppen völlig ungeeignet, scheint er repräsentativen Zwecken gedient zu haben. Vermutlich sollte damit die Größe und Macht der Stadt demonstriert werden.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Das Löwentor  
 

 

 

Das Löwentor ist eines von drei Stadttoren der Stadtmauer auf der Südseite der Stadt. Das Löwentor befindet sich im Westen, das Sphinxtor in der Mitte des Walls von Yerkapı und das Königstor im Osten des bogenförmig angelegten Teils der südlichen Stadtmauer.
Das Löwentor, wie auch die beiden anderen Stadttore der südlichen Stadtmauer, bestand auf der Innen- und Außenseite aus dem von riesigen, behauenen Laibungsblöcken flankiertem Durchgang, einer großen Torkammer zwischen den Durchgängen, sowie aus zwei, beidseitig angeordneten rechteckigen, 15 x 10 m großen Türmen. Die Durchgänge wurden mit großen, hölzernen Türflügeln verschlossen. Aus den Außenseiten der Laibungsblöcke waren Löwenskulpturen herausgearbeitet, die dem Tor seinen Namen gaben.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Teilansicht der Oberstadt  
 

 

 
 

Hattuscha war unter anderem eine Stadt der Götter und Tempel. In der Oberstadt konnten zahlreiche Tempel eines sakral genutzten Areals freigelegt werden. Daneben legten die neuesten Grabungen aber auch Stadtbereiche, die für verschiedenste nichtreligiöse Tätigkeiten genutzt wurden, frei.
Die mit Löwen, Sphingen oder der Reliefdarstellung eines Gottes dekorierten Stadttore der Oberstadt sind möglicherweise Bestandteile einer Prozessionsstraße.
Das Sphinxtor auf dem Wall von Yerkapi bildet mit 1242 Meter den höchsten Punkt der Stadtanlage. In Hattuscha wurden bisher nur kleine Flächen der Wohnviertel und der Werkstattbezirke freigelegt.

 
   
   
   
   
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Hieroglyphenkammer 2  
 

 

 
 

Die rekonstruierte Hieroglyphenkammer 2 wurde anfänglich für eine Grabkammer eines Königs gehalten. Diese Bezeichnung hat sich bei vielen Reiseleitern bis heute erhalten. Es steht inzwischen allerdings zweifelsfrei fest, dass die Kammer kultischen Zwecken diente, möglicherweise als symbolischer Eingang in die Unterwelt.
An der linken Wand ist der letzte bekannte Großkönig von Hattuscha dargestellt, in derssen Regierungszeit der Bau der Kammer datiert wird. Auf die gegenüberliegende Wand wurde eine in luwischer Schrift gehaltene Inschrift graviert. Der Inhalt der Inschrift konnte zwar noch nicht vollständig übersetzt werden, das Wesentliche ist aber bekannt. Großkönig Schupiluliuma berichtet darin, dass er mit Hilfe seiner Götter Länder eroberte, Städte gründete und den Göttern geopfert hat.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 

Der Große Tempel, von den Archäologen Tempel 1 genannt, dominiert die Unterstadt. Mit einer Grundfläche von 65 x 42 m war er das größte Gebäude der Stadt.
Er war, wie alle Gebäude der Stadt und auch die Stadtmauern, aus ungebrannten Lehmziegeln errichtet, die auf einem soliden Steinfundament aufgeschichtet und dann verputzt wurden.
Der eigentliche Tempel war von großen Vorratsbauten umgeben, in denen in den Boden eingelassene tönerne Vorratsgefäße gefunden wurden. Leider waren diese bei ihrer Entdeckung leer. Einige dieser Gefäße wurden mit modernen Mitteln instandgesetzt und sind zu besichtigen. In anderen Räumen der Tempel-Nebengebäude fand man 1906-1907 Tausende von Tontafeln, eng mit hethitischer Keilschrift beschrieben.
Anhand dieser Keilschrifttafeln gelang dem Sprachwissenschaftler und Altorientalisten Bedřich Hrozný um 1916-1917 die Entschlüsselung der hethitischen Sprache.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
  Das Heiligtum Yazılıkaya  
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Der Eingang zum Felsenheiligtum Yazılıkaya.  
 

 

 
 

Vom Großen Tempel führte in hethitischer Zeit ein Prozessionsweg zum Heiligtum Yazılıkaya. (türkisch für "beschriebener Felsen")
Heute führt eine moderne Straße vom Eingang von Hattuscha aus drei Kilometer zunächst nach Norden und später nach Osten, wobei sie um etwa 150 Höhenmeter ansteigt. Sie endet auf einem Parkplatz vor dem Gelände.
Trotz der Fülle der in der Stadt gefundenen Tontafeln fand sich aber dort kein direkter Hinweis auf das Heiligtum, sodass der damalige Name der Stätte nicht bekannt ist und über die genaue Funktion des Geländes nur Vermutungen angestellt werden können.
Nach Einschätzung des Archäologen Jürgen Seeher vom DAI, der die Ausgrabungen in Hattuscha bis 2006 leitete, stellt Yazilikaya ein „Neujahrsfesthaus dar. Ein Haus des Wettergottes, in dem sich alljährlich zum Neujahrs- und Frühlingsfest alle Götter vereinigen“. Zu diesem Neujahrsfest, bei dem gleichzeitig der Großkönig in seinem Amt bestätigt wurde, fand wahrscheinlich vom großen Tempel in Hattuscha, der der Verehrung des Wettergottes diente,
eine Prozession nach Yazilikaya statt.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Die so genannte Kammer A  
     
 

Kammer A, die erheblich größere der beiden Kammern ist zu Anfang etwa 20 m breit und verjüngt sich, bis nach etwa 30 m die Wände aufeinander treffen. Sie hatte, wie auch die kleinere Kammer B  eine Wandhöhe von zwei bis zwölf Metern.
Der Fußboden war ursprünglich gepflastert, im hinteren Teil von einer Stufe unterbrochen und stieg danach bis zur Rückwand leicht an.
Die Felswände sind fast vollständig mit Reliefs versehen. Unterhalb der Reliefs sind teilweise aus dem Fels gehauene, teilweise aus Steinen gebaute Podeste, die vermutlich dem Abstellen von Weihegaben dienten. Auf einem Relief sind zwei Prozessionen von männlichen und weiblichen Mitgliedern des hethitischen Pantheons, sowie des mutmaßlichen Errichters, Großkönig Tudhalija IV., zu sehen.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 

Durch Pflasterung mit Steinplatten, die heute sämtlich verschwunden sind, deren Höhe aber durch Anschlussstellen im Felsen rekonstruiert werden kann, lag der Fußboden der Kammer 50–60 Zentimeter höher als heute, sodass der damalige Besucher die Reliefs etwa auf Augenhöhe sah.

 
   
   
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 

Auf der linken Wand ist eine Prozession von (bis auf zwei Ausnahmen) männlichen Göttern zu sehen, den Blick nach rechts gewendet, denen auf der rechten Seite weibliche Gottheiten entgegenkommen.

 
   
   
     
     
     
 

Ein kurzer geschichtlicher Abriss:
Die frühesten Besiedlungsspuren im Stadtgebiet von Hattuša stammen aus dem Chalkolithikum im 6. Jahrtausend v. Chr.
Eine kontinuierliche Besiedlung setzt gegen Ende des 3. Jahrtausend v. Chr., in der entwickelten Frühbronzezeit ein. Die Hattier gründen hier eine Siedlung und nennen sie Hattusch. Im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. entsteht am Rand der hattischen Siedlung ein Karum, eine Kolonie von assyrischen Händlern. Aus dieser Zeit stammt die erste schriftliche Erwähnung. Mit ihren Eselskarawanen transportierten Händler Güter über große Entfernungen, sowohl innerhalb Anatoliens als auch nach Mesopotamien. Mit ihnen kommt erstmals die Schrift nach Anatolien.

Im Verlauf dieser Epoche hat man auf der Höhe von Büyükkale eine Befestigung angelegt, um sich vor Feinden zu schützen. In diesen ersten Jahrhunderten des 2. Jahrtausends v. Chr. gab es in Zentralanatolien häufig Konflikte zwischen den einheimischen hattischen Fürsten und den zugewanderten hethitischen Gruppen, die ihre Macht auszudehnen versuchten.

Die ausgegrabenen Ruinen zeigen, dass die Stadt Hattuscha um ca. 1700 v. Chr. in einem großen Brand zugrunde gegangen ist. Für die Zerstörung des Orts gibt es sogar eine Überlieferung in einem Keilschrifttext, in dem ein König Anitta von Kuschara davon berichtet, dass er den König Pijuschti von Hattusch geschlagen und seine Stadt zerstört habe. Er verflucht die Stadt auf ewig, säte sie mit Fenchel ein und richtet sein Handelszentrum in der 160 km südöstlich gelegene Stadt Kaneš, die als Hauptort der assyrischen Handelskolonien bereits Macht und Ansehen besaß, ein.

Hattuša wurde jedoch bereits ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts v. Chr. wieder besiedelt. Der hethitische Fürst Labarna (1565-1540 v. Chr.) baute hier seine Residenz auf und nannte sich danach Hattušili, „Der von Hattuša“. Damit beginnt die Geschichte Hattušas als hethitische Hauptstadt und des hethitischen Königshauses, von dem man bisher 27 Großkönige mit Namen kennt. Die Kultwelt wurde von vielen männlichen und weiblichen Gottheiten beherrscht. "Tausend Götter des Hatti-Landes" heißt es öfters in alten Schriften.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
  Quellen: Wikipedia  
    J. Seeher, Hattuscha-Führer, Ein Tag in der hethitischen Hauptstadt