Urlaub an der türkischen Riviera

   
  Lykien    

 

 

   
  Andriake  
   
   
  Der Hafen der antiken Stadt Myra  
   
     

 

   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Die Hafeneinfahrt heute  
 

 

 
 

Andriake war der Hafen des antiken Myra, fünf Kilometer südwestlich vom heutigen Ort Demre in der türkischen Provinz Antalya, an der Flussmündung des Andrakos (Kokar Çayı) gelegen. Der Hafen ist heute durch die Anschwemmungen des Flusses verlandet bzw. versumpft.

 
   
   
     
   
   
   
 
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Das Nymphäum  
 

 

 
 

Bereits beim Bau der Küstenstraße von Demre nach Kaş in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts hatte man das ehemalige Stadtgebiet durchschnitten. Etwas oberhalb der Zufahrt zum Ausgrabungsgelände und nach Çayağzı, wie der "Hafen" heute heißt, haben sich die Ruinen des Nymphäums erhalten. Man kann nur raten, was beim Bau der Straße und dem späteren 4-spurigen Ausbau zur D400 dem Bagger zum Opfer fiel.

Aber damit teilt Andriake das Schicksal einiger antiker Städte an der Küste, die der moderne Straßenbau nur schwer umgehen konnte.

 
   
   
   
   
   
   
   
   
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Das moderne Eingangsgebäude zu den Ruinen von Andriake  
   
 

Jahrhunderte lang blieben die Ruinen von Andriake unbeachtet, dienten eher den Bewohnern von Kale, wie Demre früher hieß, als Steinbruch für den Bau ihrer Häuser und Stallungen.

Seit 2005 wurden in Andriake durch ein Team des Österreichischen Archäologischen Institutes Feldforschungen durchgeführt.

Zum Ausbau des Tourismus in der Region begannen unter der Aufsicht der Akdeniz Üniversitesi Antalya im Dezember 2012 am Granarium umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die im Frühjahr 2014 weitgehend abgeschlossen werden konnten.
Inzwischen wurde am Eingang zur Ausgrabungsstätte ein großer Parkplatz und ein modernes Besucherzentrum errichtet. Zur Agora und zum Museum im Granarium wurden befestigte Wege angelegt.

   
   
Gepflasterte Wege führen heute vom Besucherzentrum zur Agora und zum Grenarium
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 
  Das in den Jahren 2013 und 2014 renovierte Granarium, heute ein Museum
 

Archäologische Zeugnisse weisen auf eine Gründung des Ortes in frühhellenistischer Zeit hin. Die Niederlassung erstreckte sich damals über zwei Hügel an beiden Seiten der Hafeneinfahrt. Erstmals erwähnt wird der Ort 197 v. Chr., als Antiochos III. Andriake eroberte. Im Zuge der Einnahme des Hafens im Jahr 43 v. Chr. durch die Römer wurde eine Kette, die die Hafeneinfahrt sicherte, durchbrochen. Der Apostel Paulus wartete hier im Herbst 59 n. Chr. auf seiner Reise nach Rom auf bessere Winde und wechselte das Schiff (Apostelgeschichte 27, 5-6).

 
     
   
  Das verlandete Hafenbecken von Andriake  
     
 

Andriake war allen Anschein nach deutlich größer als es die heute eher spärlichen Reste der einstigen Bebauung erahnen lassen.
Die Bedeutung Andriakes lag in seiner Lage an einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten. In der römischen Kaiserzeit war Andriake neben Patara einer der bedeutendsten Häfen für die Getreideflotte aus Ägypten, anfangs für Rom, seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. zunehmend für Konstantinopel.

In der mittleren Kaiserzeit erfolgte ein massiver Ausbau der Hafeninfrastruktur. Neben dem Granarium, einem Speicherbau (erbaut 129 n. Chr.), wurden am Südufer des Hafenbeckens eine große Platzanlage und andere, heute weitgehend zerstörte Bauten errichtet.
Eine Wasserleitung sicherte die Wasserversorgung, die bis dahin nur durch Zisternenwirtschaft erfolgte.

 
     
   
  Die Apsis einer Basilika  
 

 

 
 

Im 6. Jahrhundert erlebte die Hafensiedlung einen weiteren Aufschwung. Man errichtete sechs große Kirchen und zwei Badeanlagen sowie zahlreiche weitere Bauten. Die in das Ende des 5. oder ins 6. Jahrhundert datierten Kirchen waren dreischiffige Basiliken mit jeweils einer halbrunden Apsis an der Ostwand.

   
 
  Schalen von Purpurschnecken  
   
 

Als Grund für diesen Aufschwung ist ziemlich sicher die Produktion des Farbstoffes Purpur zu sehen. Natürliches Purpur war (und ist es wohl noch immer) einer der teuersten Farbstoffe der Welt. Die Toga der römischen Kaiser wurde mit Purpur gefärbt, während römische Senatoren und Magistrate  einen Purpurstreifen an ihrer Toga trugen.

Der Farbstoff wurde/wird aus einer Drüse der Purpurschnecke (Hexaplex trunculus) gewonnen. Für ein Gramm der Farbe mussten tausende Schnecken verarbeitet werden.
Die in Andriake festgestellten Schalenablagerungen nehmen einen Umfang von 300 Kubikmetern ein. Rechnet man diese Menge hoch, kommt man lt. Prof. Gerhard Forstenpointner von der Veterinärmedizinischen Universität Wien auch bei vorsichtigen Schätzungen auf etwa 60 Millionen Schnecken, die hier verarbeitet wurden.

Damit war Andriake einer der bedeutendsten Produktionsstätten der Antike.
Es ist anzunehmen, dass sich die Andriaker im Laufe der Zeit durch Überfischung der Schnecken selbst ihrer Lebensgrundlage beraubt haben.

     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Gebäude an der Agora
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
     
 

  Die große Zisterne unter der Agora, heute begehbar
     
 

Die Stadt dürfte im Frühmittelalter, wahrscheinlich aufgrund der zunehmenden Verlandung des Hafenbeckens, aufgegeben worden sein. In osmanischer Zeit wurde an der Westspitze des nördlichen Siedlungshügels ein kleines Kastell errichtet.

 
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Das Granarium aus dem Jahr 129 n. Chr., vor der Restaurierung  
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Das 65 x 32 Meter große Granarium im Herbst 2012  
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Das restaurierte Granarium im Herbst 2016