Besondere Orte
im Bereich der Westküste

 
    Pamukkale


Die Kalksinterterrassen von Pamukkale (frei übersetzt mit "Baumwollschloss) gehören neben der Celsusbibliothek in Ephesus zu den bekanntesten Fotomotiven der Türkei. Oft sind es noch Bilder wassergefüllter Kalkterrassen in denen vergnügte Menschen baden. Doch diese Zeit ist längst vorbei. Zum Glück für dieses seltene Naturphänomen.

Die Kalksinterterassen 2014

Ein jahrzehntelange, rücksichtslose Vermarktung dieses Naturwunders hatte bewirkte, dass aus dem strahlenden weiß der Kalkterrassen ein schmutziges, tristes Grau wurde. Man hatte Millionen von Besuchern nach Pamukkale gekarrt und diese mit Schuhen über die Terrassen laufen und sie dick mit Sonnenmilch eingecremt baden lassen. Schlimmer noch, man hatte, wie der Verfasser 1993 selbst noch erleben musste, eine Straße durch die weiße Pracht zum Hochplateau geschlagen. Oberhalb der Terrassen baute man Luxushotels, die das heiße Quellwasser in ihren Pools auffingen und erst abgekühlt weiterleiteten.

Was niemand berücksichtigte, der jahrtausende andauernde Prozess der Kalkablagerung wurde, bewusst oder unbewusst, gestoppt. Das Resultat waren die schmutziggrauen, ehemaligen schneeweißen Kalkterrassen, die von unten betrachtet wie ein großer vereister Wasserfall aussehen.

Wie kommt es zu der Kalkablagerung? Es ist eine einfache chemische Reaktion, die in der Natur in dieser Form allerdings sehr selten vorkommt. Das dortige 35 bis 50 Grad heiße  Quellwasser ist mit Calciumhydrogencarbonat gesättigt. Beim Austreten entweicht Kohlendioxid, wodurch in Kombination mit der Abkühlung des Wassers Travertin, also Calciumkarbonat (Kalk) entsteht.

Der im Wasser gelöste Kalk konnte sich, da das Wasser jahrtausende lang ungehindert über den Abhang abfloss, fächerförmig ausbreiten und Terrassen mit übereinander gestaffelten Becken bilden. Genau so wie wir es von den Hochglanzfotos kennen. Durch den Bau der Hotels und das Abkühlen des Wassers in den Hotelpools konnte sich kein frischer Kalk mehr ablagern und die alten Ablagerungen vergrauten.

Erst nach weltweiten Protesten und unter dem Druck internationaler Umweltschutzorganisationen reagierte man und riss die Hotels ab. Im Jahr 2000 wurde das letzte Hotel entfernt, lediglich das ehemalige Pamukkale Motel blieb erhalten und bietet als Ersatz für das nunmehr verbotene Bad in den Kalkterrassen ein Badevergnügen im 35 Grad warmen Wasser des  Quellteiches, in dem sich antike Säulenreste befinden. Das Bad in dem von Bäumen und Sträuchern umwachsenen Teich soll gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bronchitis, Darmträgheit und Magengeschwüre helfen.

Der antike Pool

Seit dem im Jahr 2000 das letzte Hotel abgerissen wurde und heute das Wasser von einem angestellten Wasserwart nach einem ausgeklügelten System über die Terrassen geleitet wird, erholen sich diese sehr langsam wieder. Allerdings wird es noch Jahrzehnte dauern, bis die Sünden der Vergangenheit überdeckt sind.

Wer Pamukkale besucht, besucht auch gleichzeitig die antike Stadt Hierapolis. Die ältesten Zeugnisse stammen aus dem 3. Jh.v.Chr. Hierapolis wurde, ebenso wie die Nachbarstadt Laodikeia am Lykos durch Antiochos II Theos (286 bis 246 v.Chr.) gegründet. Allerdings gab es schon vorher an diesem Ort ein archaisches Quellheiligtum, dessen Spuren aber unter dem Travertin der Jahrtausende begraben sind. Die Stadt erlebte ihre Blüte in der Zeit der Römischen Kaiser.

Die Heilkraft des Wassers hatte schon in der Antike reiche Römer aus allen Provinzen Roms angelockt. Sie kamen in die oberhalb der Terrassen liegende Stadt Hierapolis, um sich in den Thermalquellen zu entspannen, sich zu erholen oder um verschiedene Beschwerden  zu kurieren. Mittelpunkt dieser Bäder-Stadt, die in der römischen Kaiserzeit ihre Blüte erlebte, waren die Thermen und der Tempelbezirk. Ein gewaltiger Bäderkomplex zeugt noch heute von der Beliebtheit der ca. 30-50 °C heißen Thermen

Im Jahre 17 n.Chr. zerstörte ein Erbeben die Stadt. Sie wurde aber schöner und größer wieder aufgebaut.  Danach, im ersten und zweiten Jahrhundert entstanden die noch heute sichtbaren Bauten wie Thermalbäder, Brunnen, Theater und Tempel. Aus dieser Zeit stammen auch die zahlreichen Sarkophage und Gräber in der Umgebung (Nekropole). Alle Bauten überstanden die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Türken und Byzantinern, bis sie 1334 durch ein Erdbeben vollkommen zerstört wurden.

Die zur Stadt gehörende Nekropole gehört mit mehr als 1200 Gräbern zu der größten antiken Totenstadt in Kleinasien. Hausförmige Sarkophage sind dort zu finden, tempelförmige Totenhäuser und Tumulusgräber, in deren Innerem sich oft eine Grabkammer mit Bänken befindet. Zahlreiche Inschriften geben Auskunft über die Toten. 2000 Jahre und Erdbeben haben an den Gräbern ihre Spuren hinterlassen.

Quelle: Wikipedia u.a. siehe auch hier

Bei eigener Anfahrt wählt man zwischen zwei Eingängen. Der zweifellos schönere und bequemere Eingang befindet sich oberhalb der Ortschaft Pamukkale. Man betritt das Gelände durch ein altes Stadttor und gelangt auf verschlungenen, aber befestigtem Weg, direkt zu den Kalksinterterrassen und oberhalb dieser zur großen Therme (Museum).

Der zweite Eingang befindet sich am Beginn der Nekropole. Es geht leicht bergauf. Das eigentliche Stadtgebiet betritt man durch das recht gut erhaltene Domitiantor über die gepflasterte Säulenstraße.

 

      Hierapolis / Pamukkale

 

Haupteingang

11 Byzantinische Stadtmauer

2  Byzantinisches Südtor

12 Basilika
3  Basilika 13 Byzantinisches Wehrtor
4  Große Therme 14 Via Frontinus
5  Archäologisches Museum 15 Frontinus-Tor
6  Antique Pool 16 Agora
7  Apollontempel und Nymphaeum 17 Nordtherme
8  Theater 18 Nekropolen
9  Prytaneion 19 Nebeneingang
10 Martyrium des heiligen Phillip 20 Kalksinterterrassen

Öffnungszeiten:
Nur in Verbindung mit dem Besuch der Kalksinterterrassen von Hierapolis
Da das Gelände nicht eingezäunt ist, steht es rund um die Uhr offen..
Museum:
täglich außer Montag: 9:00 bis 12:30 Uhr und 13:30 bis 17:00 Uhr

Eintritt: (Oktober 2008)
Kalksinterterrassen und Hierapolis: 20,00 TL (10,00 Euro)
Museum: zusätzlich 5,00 TL (2,50 Euro)
Antique Pool: 40,00 TL (20,00 Euro)