Interessante Orte in der Türkei

   
  Antike, 360 m lange Segmentbogenbrücke  
 
 

   
  Römische Brücke bei Limyra  
   
   
  26 Segmentbögen, heute zum größten Teil verschüttet  
     
     

 

   

 

   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Der westliche Aufgang auf die Brücke  
     
 

Die römische Brücke bei Limyra (türkisch Kırk Göz Kemeri) ist eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt. Die 360 m lange Steinbrücke führt in der Nähe der antiken Stadt Limyra in Lykien über den Fluss Alakır Çayı.  Ihre 26 Segmentbögen sind heute zum größten Teil verschüttet. Sie haben ein Pfeilverhältnis von 5,3 bis 6,4 zu 1, was dem Bauwerk ein ausgesprochen flaches Profil verleiht und erst im Spätmittelalter (zum Beispiel beim Ponte Vecchio) mit 6,5 zu 1 wieder erreicht wurde.

 
   
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
 
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Die  spärlichen Reste des in der Antike fast 300 Meter breiten Alakır Çayı  
     
 

Der antike Name des Flusses ist nicht bekannt. Die lokale Topographie wird durch die Ausläufer des Bergmassivs Toçak Dağı bestimmt, die hier in das flache Schwemmland der Bucht von Finike übergehen. In diesem Übergangsbereich wurde die Brücke dicht oberhalb der Stelle errichtet, an der das enge Flusstal sich zur weiten Mündungsebene öffnet und Hochwasser die Durchquerung während der Regenzeit behindert.

 
   
   
   
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Blickrichtung Westen  
     
 

Das antike Straßensystem in Lykien war kaum entwickelt. Während der Nord-Süd-Verkehr hauptsächlich über die wenigen Flusstäler lief, führten die west-östlichen Routen anders als heute zumeist über die Gebirgshöhen. Dabei dürfte dem Weg von Limyra über den Alakır Çayı ins benachbarte Pamphylien nach Attaleia eine besondere Rolle zugekommen sein, da beide Regionen zusammengefasst bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. die Provinz Lycia et Pamphylia bildeten.
Im Vergleich zu den Hauptverkehrsadern des Reiches besaßen die Straßenverbindungen in Lykien mit 3–4 m Breite freilich deutlich bescheidenere Dimensionen und waren wohl auf den Fußgänger- und Lasttierverkehr beschränkt. Dazu passt auch, dass der Straßenbelag der Brücke bei Limyra keinerlei Wagenspuren aufweist; selbst Spuren eines Geländers oder einer Brüstung konnten am Bauwerk nicht nachgewiesen werden.

 
   
   
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Blick Richtung Westen  
     
 

Die erste und bislang einzige wissenschaftliche Vermessung der Brücke wurde von Wolfgang Wurster und Joachim Ganzert an zwei aufeinander folgenden Tagen im September 1973 vorgenommen und in den drei folgenden Jahren durch weitere Ortsbesuche ergänzt. Die Ergebnisse wurden 1978 im Archäologischen Anzeiger des DAI veröffentlicht, ausdrücklich auch um auf die zunehmende Gefährdung der bis dahin nahezu unversehrt gebliebenen Brücke hinzuweisen: „Neuerdings wurden in diesem fruchtbaren Schwemmland Zitrusplantagen angelegt; im Osten der Brücke entstehen jetzt Gewächshäuser für Frühgemüse. Durch die beginnende, intensive Landwirtschaft in der Umgebung ist die Brücke sehr gefährdet. Aus dem noch intakten Brückenbelag entnehmen die Umwohner Steinmaterial; Planierraupen zur Anlage von Bewässerungskanälen reißen den Brückenkörper auf und zerquetschen mit ihren Raupenketten das Steinpflaster.“

 
   
   
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Nahe dem östlichen Ende der Brücke  
 

 

 
 

Die zeitliche Einordnung der Brücke bei Limyra wird durch ihren außergewöhnlichen Charakter innerhalb der römischen Bautradition erschwert.

Im Unterschied zu den massiven und hochaufragenden Halbkreisbogenbrücken, die für die römische Bautechnik typisch waren, bietet die Brücke bei Limyra mit ihren flachgespannten Segmentbögen eine deutlich niedrigere und gestrecktere Erscheinung, so dass anfangs eine späte Datierung des Bauwerks etwa in die Zeit Justinians I. (6. Jahrhundert) vorschlagen wurde.

Da andererseits aber die hier verwendete Mischtechnik bereits beim nahen Aquädukt von Aspendos im 3. Jahrhundert n. Chr. zur Anwendung kam und die Römer durchaus Segmentbogenbrücken kannten, wäre auch eine frühere Entstehungszeit am Ende des 2. oder im 3. Jahrhundert möglich. Diese frühe Datierung erscheint aus heutiger Sicht wahrscheinlicher, nachdem in der Zwischenzeit sieben weitere Segmentbogenbrücken aus der Römerzeit dokumentiert werden konnten. 

 
   
   
   
     
 

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  Das östliche Ende der Brücke  
 

 

 
 

Die Brücke überquert den Alakır Çayı 3,2 km östlich der Ruinen von Limyra (Messpunkt: Theater)
und 3,8 km nördlich der heutigen Meeresküste in der Nähe der modernen Straße von Turunçova nach Kumluca.
Koordinaten: 36°20'55.9"N 30°12'24.4"E

 
   
   
   
       
 

Traurig ist, dass diese ganz besondere Brücke verkommt und keinerlei Wertschätzung der Archäologen findet.