Rundreise Ost mit Öger Tours

21. September bis 05. Oktober 2002

Teil 10 - Kappadokien -

 

 

 Zehnter Tag   (01.10.2002)


5.00 Uhr Wecken, Abfahrt 6.30 Uhr. Irgendwie wird man wach.

Das Wetter war herrlich. Die Spitze des Nemrut war noch eine Weile zu sehen. SELO hatte sich wieder beruhigt.

Alles war gut. Bis kurz vor Kahramanmaras. Die Stadt Maras hatte wie Urfa und Antep für ihren Widerstand gegen die Franzosen im 1. Weltkrieg vom Staatsgründer Mustafa Kemal  Atatürk einen Ehrennamen bekommen: Kahramanmaras

Wenige Kilometer vor der Stadt konnte Bahri plötzlich keinen Gang mehr wechseln. Mehr schlecht als recht schleppten wir uns zum Ortseingang von Kahramanmaras. Bis zu Mados Eisdiele. Freunde hatten mir vom berühmten Eis aus Kahramanmaras und von Mados Eisdiele erzählt. Es sollte etwas ganz Besonderes sein. Nur aus Ziegenmilch hergestellt.
Hier wusste ich einmal etwas, was selbst SELO nicht wusste. Auf sein ungläubiges Fragen hin wurde es ihm aber bestätigt.

 

Anfangs ging ich mit sehr spitzen Zähnen an mein Eis heran. Aber es schmeckt in der Tat vorzüglich. Keine Spur von eigenartigem Geschmack, wie ich ihn erwartet hatte.

In der Innenstadt von Kahramanmaras unterhält Mado eine weitere Eisdiele, in der es den Schilderungen nach besonders nobel zugeht.

Foto: @chim

   
Bahri fuhr derweil in die Stadt in eine Reparaturwerkstatt, wo er versuchte, den Schaden zu beheben.

Eine Stunde sollte der Aufenthalt dauern.

 

 

Es stellte sich aber sehr schnell heraus, dass die Reparatur unseres Busses länger dauern würde. SELO organisierte innerhalb sehr kurzer Zeit für uns einen Ersatzbus mit Fahrer und Stewart. Bahri sollte dann mit unserem Bus nachkommen.

 

Insgesamt hat uns die Aktion ca. 2½ Stunden gekostet. Der neue Fahrer versuchte durch rasantere Fahrt, die Zeit wieder aufzuholen. Es wurde ein Gewaltritt. Bis Kayseri machten wie zwei Mal Pause. Einmal eine allgemeine "Gesundheitspause" und einmal irgendwo in der Pampa zum sehr verspäteten Mittagessen. Wirklich nervend war aber nur das Gemecker unserer notorischen Nörgler und -innen über Armlehnen, die sich nicht verstellen ließen usw. Dass SELO es geschafft hatte, innerhalb kürzester Zeit einen Ersatzbus zu chartern, wurde als normal angesehen.

 

Unser erster Halt in Kappadokien war die Karavanserei Sarihan bei Avanos. Man hat die alte, verfallene Karavanserei wieder aufgebaut und restauriert. Heute wird sie als urgemütliche Lokanta und als Ort kultureller Darbietungen genutzt.

Für den Abend war in der Karavanserei eine Veranstaltung der berühmten Tanzenden Derwische vorgesehen. Etliche aus unserer Gruppe wollten die Veranstaltung sehen. SELO organisierte das für uns.

 

Foto: @chim

 

Unser Hotel für die nächsten zwei Nächte war das Hotel Burcu Kaya in Ortahisar.

Das Hotel ist ganz aus dem hier anzutreffenden Tuffstein gebaut. Sehr rustikal. Sogar die Innenwände sind roh gehalten.

Die Veranstaltung war gut besucht. Hauptsächlich waren Spanier anwesend, die, wie SELO sagte, von Spanien aus direkt nach Kayseri eingeflogen werden.

Ich fand sie für 20,00 Euro pro Person sehr teuer. Aber ich wollte sie einmal sehen. Also .......

 

Foto: @chim

Der Gründer des Ordens der Tanzenden Derwische, Mevlana Jalaladdin Rumi ( 1207 - 1273 ) stammt aus Konya, aus der Stadt, in der wir die vorletzte Nacht unserer Reise verbrachten. Ein wesentlicher Bestandteil des Derwisch-Kultes war ein Tanz.

Nach Mevlana ist das Wichtigste, um Gott zu erreichen, die Liebe. Eine Pflanze kann auch von einem Tier geliebt werden. Allerdings ist der Mensch die einzige Existenz, die sowohl mit dem Körper, mit dem Bewusstsein, mit den Gedanken als auch mit dem Gedächtnis lieben kann.

Mevlana hebt die Liebe zu einer Frau hoch hervor. Denn jemand, der eine andere Person lieben kann, liebt auch sich selbst, die gesamte Menschheit, den Kosmos und Gott. Die schönste Liebe ist die "wahre Liebe", die dann beginnt, wenn man dieses Bewusstsein erreicht hat.

Das Drehen der Mewlewi während der "sema" (Tanz der Mewlewi-Derwische) bedeutet nichts anderes, als die gesamte Welt durch Liebe zu vereinen. Es ist das Mithalten mit der kosmischen Drehung. Eine der Hände weist dabei gegen den Himmel, die andere auf die Erde, was bedeutet, dass die ganze Liebe von Gott der gesamten Welt geboten wird.

Der Ton der „ney“ (Rohrflöte) ist die leidende Stimme der Seele, die Stimme der Sehnsucht nach der Rückkehr zu ihrer Quelle, also zu Gott. Mevlana bringt mit den Worten "Ey tanriyi arayan, Aradıgin sensin..." (He du Gottessuchender, was du suchst, bist du selbst...) zum Ausdruck, dass der Kosmos das endlose Existenzgebiet Gottes ist und der Mensch, als Teil dieses Ganzen, in sich einen göttlichen Kern trägt.

 

Teil 11

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Lektorat: Ellen Seidel

Fotos: Gernot Fricke