Rundreise Ost mit Öger Tours

21. September bis 05. Oktober 2002

Teil 7 - Van See -

 

 

 Siebter Tag   (28.09.2002)


4.45 Uhr Wecken, Abfahrt ohne Frühstück um 5.15 Uhr. Und das freiwillig !

Wir wollten den Sonnenaufgang am Ararat erleben. Die Sonne geht über dem Iran auf und taucht den schneebedeckten Gipfel in goldenes Licht.

SELO hatte für uns Jeeps organisiert. Unser Ziel war die Stelle, an der nach Noahs Arche gegraben worden war. Zum Glück war es nicht weit, aber immerhin gut 30 Minuten bergauf, rasche Fahrt über holprige Wege. Es ist nicht mein Ding, so früh und vor allem ohne Frühstück durch die Gegend zu ziehen!

Es war aber ein grandioser Anblick, wie die Sonne aufging und die Gegend immer weiter in ihr goldenes Licht tauchte. Für wenige Augenblicke war nur der Gipfel des Ararat angestrahlt.

Das nebenstehende Foto meiner Lektorin, Ellen Seidel, zeigt diesen eindrucksvollen Augenblick.

 

 

                     Der Ararat ist mit seinen 5172 m Höhe der höchste Berg der Türkei

 
  An der abgebildeten Stelle, die aus großer Höhe die Umrisse eines gut 180 m langen Schiffsrumpfes zeigen soll, ist, wie zu lesen war, immer wieder gegraben worden. Angeblich hat man auch gut 6000 Jahre alte Reste von Brettern gefunden.

Scheinbar hat der ehemalige amerikanische Apollo 15 - Astronaut James Irvin an den Fund geglaubt und mehrmals hier graben lassen.

 

Der Aufseher der Grabungsstätte hatte unterdessen Cayı für uns gekocht. Selten habe ich ein Getränk aus einem Pappbecher so genossen.

Wer jetzt auf Frühstück gehofft hatte, wurde enttäuscht. Die Jeeps fuhren nicht ins Hotel, sondern entlang einer mit 12 km Länge schier endlos erscheinenden Reihe auf Abfertigung wartenden LKW`s zur Iranischen Grenze. Die Grenzabfertigung dauert hier in normalen Zeiten 5 bis 6 Tage.

Kurz vor der der Grenze führt eine kleine Straße links ab in die leere Ebene. Nach gut eineinhalb Kilometern standen wir am zweitgrößten Meteoritenkrater der Türkei. Er hat einen Durchmesser von ca. 15 Metern und eine Tiefe von ca. 10 Metern. Unsere Skeptiker vermissten geschmolzenes Gestein und gingen SELO spöttisch an. Erst als ich darauf hinwies, dass Meteoriten auch aus Eis und damit fast nur aus kinetischer Energie bestehen können, verebbte die verletzende Diskussion.

Nach dieser Besichtigung gab es dann, zurück im Hotel, doch das ersehnte Frühstück.

Gegen 9.00 Uhr brachen wir auf, Richtung Van. 170 km gut asphaltierte Straße.

Unterwegs machten wir Pause an den Muradiye Wasserfällen. Eine wacklige Hängebrücke führte zu einem kleinen Restaurant gegenüber den Wasserfällen.

 

 

                                              Ellen an den Muradiye Selalesi

 

Das nächste Ziel war die Stadt Van. Genauer gesagt, die Überreste der Zitadelle. Der Aufstieg zur alten Festungsanlage und zu den Grabkammern war mehr als abenteuerlich. Absturz wäre keine echte Kunst gewesen. Zum Glück ging alles gut. Einige von uns kapitulierten schon beim Anblick des Weges und warteten unterhalb der Festung in einer urigen Gartenlokanta.

Vom Zitadellenhügel hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt Van und den 3.763 qkm großen Van See (türkisch: Van Gölü). Der Van See ist der größte See der Türkei. Sein Wasser ist stark sodahaltig (bis 13 %). Der Wasserspiegel dieses abflusslosen Sees bleibt durch starke Verdunstung konstant.

 

Van wurde im Jahre 840 v. Chr. unter dem Namen Tuschpa von König Sarduri I. als Hauptstadt des urartäischen Reiches gegründet.
Sarduri I. gilt als der eigentliche Gründer des urartäischen Staates. Er ist zugleich dank der von ihm hinterlassenen steinernen Inschrift der erste urartäische König den wir kennen.
590 v. Chr. bereiteten die immer stärker werdenden Meder dem Urartäischen Königreich ein Ende.

 

 

Das Mittagessen nahmen wir im Hotel Merit Sahmaran in Edremit, 12 km hinter Van ein. Dieses Hotel war auch unsere Unterkunft in der kommenden Nacht.

20 km nach unserem Hotel, bei der Ortschaft Gevas befindet sich am Ufer des Sees auf der linken Straßenseite ein kleines Restaurant. Gegenüber befindet sich der Anlegesteg für die Boote von und zur Insel Akdamar. Von dort aus fahren die Boote im halbstündigen Pendelverkehr.

 

Im frühen 10. Jahrhundert n. Chr. war die Insel Wohnsitz des Königs Gagil, einem armenischen Herrscher. Gagil ließ auf der Insel einen Palast und eine Kirche bauen.

Nach seinem Tod war die Insel bis zum Jahr 1895 Bischofssitz. Die heute zu besichtigende Kirchenruine stammt aus dem 10. Jh. und bestand ursprünglich aus einem zentralen Kuppelbau und zwei kleinen Seitenflügeln. Die armenische Sakral-Architektur ist unübersehbar.

 
 

Die Außenwände sind mit fünf übereinander liegenden Relief-Bändern geschmückt.

In dieser reichen Verzierung erkennt man die Apostel, Adam, Eva und die Schlange sowie Girlanden aus Weinlaub.

Im Innern erkennt man die Reste von Szenen aus dem Neuen Testament. Leider sind diese Wind und Wetter ausgesetzt. Sie werden bald nicht mehr zu erkennen sein.

 
SELO schien es wichtig, uns mehr von den Bauten der Urartäer zu zeigen.

Mir hätte es für den heutigen Tag gereicht. Wir fuhren aber von Gevas aus wieder zurück, an Van vorbei nach Cavustepe, 24 km südöstlich von Van.

 

Die urartäische Burg Cavustepe wurde unter  König Sarduri II., der 764 bis 735 v. Chr. herrschte, erbaut. Der urartäische Name der Burg lautet Sardurihinili, was so viel bedeutet wie: "Die von Sarduri erbaute Stadt".

Die Burganlage ist 850 m lang. Cavustepe besteht aus einer oberen und einer unteren Burg, die miteinander durch das Haupteingangstor in der Mitte verbunden sind.

                                                                          Man sieht, wie tief die Sonne schon steht

 
 

Bei den sich über 20 Jahren andauernden Ausgrabungsarbeiten fand man unterirdische Lagerräume mit teils noch gefüllten Tonfässern. Durch die Beschriftung der Fässer in Keilschrift weiß man heute, wie viel Maß Lebensmittel diese Fässer enthalten.

Das in einigen Fässern gelagerte, mittlerweile über 2700 Jahre alte Korn ist inzwischen versteinert.

SELO zeigt uns hier eine Probe dieses uralten Korns.

 

In der rechten Vorderkammer des besonders gut erhaltenen Tempel der Gottheit Irmuschini ist auf schwarzen Basaltblöcken in urartäischer Keilschrift festgehalten, wie  Sarduri II die Burg errichten ließ, welcher Gottheit der Tempel geweiht ist und wie die Gürpinar-Ebene, eine einstige Wüste, urbar gemacht und mittels Kanälen aus dem Hoschabfluss bewässert wurde.

 

 

Von dem 80 m hohen Burgberg hat man zu zwei Seiten eine herrliche Aussicht auf die Umgebung. Die untergehende Sonne tauche alles in ein warmes, weiches Licht. Ich konnte mich kaum satt sehen.

Mit der untergehenden Sonne wurde es leider auch kühler. Einige aus unserer Gruppe hatten sich auf ein Bad im samtweichen Sodawasser des Van-Sees gefreut, zumal unser Hotel direkt am Van See liegt und auch einen entsprechenden Zugang bietet. Leider war nach Ankunft im Hotel daran nicht mehr zu denken.

Was mich betrifft, bin ich sicher, nicht zum letzten Mal in dieser Region gewesen zu sein.

 

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Lektorat: Ellen Seidel

Fotos: Gernot Fricke