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Rundreise Ost mit Öger Tours |
21. September bis 05. Oktober 2002 Teil 9 - Nemrut - |
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Neunter Tag (30.09.2002) |
Die Stadt wurde im Zentrum der Harran-Ebene
gegründet. Harran wird bereits auf den im
syrischen Mari gefundenen Keilschrifttafeln vom Anfang des Jahres 2000 v.
Chr. erwähnt.
In hethitischen Inschriften aus der Mitte
des 20. Jahrhunderts v. Chr. ist zu lesen, dass bei der Verhandlung zwischen
Hethitern und
Mitanniern der Mondgott Sin von Harran und der Sonnengott Zeuge waren.
Nach dem im 13. Jh. lebenden Geschichtsschreiber Ibn Seddad wohnte der Prophet Abraham, bevor er nach Palästina fuhr, hier. Deshalb wird Harran auch Abrahamstadt genannt. |
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Viel ist von der einstmals stolzen Stadt nicht mehr zu sehen. Was wir sehen, sind die Reste einer großen Omayadenmoschee, wie sie noch heute in Aleppo und Damaskus zu finden sind und der ersten islamischen Universität. Das auf dem Foto sichtbare Tor soll beide Komplexe verbunden haben. |
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Foto: @chim |
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SELO, der Kindernarr. Überall auf der Reise
hatte er für Kinder etwas dabei und verteilte es. Hatte für Kinder in
Erzurum sogar eine Großpackung Buntstifte und einen Lederfußball gekauft. Hier in Harran warnte er uns davor, den Kindern etwas zu geben. Er mag die Leute in Harran nicht. "Die Leute sind reich", meinte er. Die laufen aber absichtlich ärmlich herum und ziehen ihre Kinder entsprechend an, damit sie bei den Touristen betteln können. "Gebt denen bloß kein Geld", warnte er uns nicht nur einmal. Gut, wir haben nichts gegeben. Das Betteln hielt sich aber auch in Grenzen. Vielleicht war es zu heiß ?
Von Harran aus fuhren wir nach Urfa, der Stadt der Propheten. Am Nordrand der mesopotamischen Tiefebene gelegen, nimmt die Stadt im Sommer mit Tagestemperaturen von über 45 Grad Celsius den Spitzenplatz der heißesten Städte der Türkei ein. |
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Das Ziel vieler islamischer Pilger ist die Geburtsgrotte Abrahams. Da Sara, Abrahams Frau, im hohen Alter von Gott erhört wurde und einen Sohn gebar, pilgern die Frauen zu den heiligen Quellen im Innern der Grotte und bitten um Fruchtbarkeit. Streng nach Geschlechtern getrennt, suchen die Gläubigen die enge Grotte auf. |
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Der gesamte Bezirk um die Geburtsgrotte und den heiligen Teich ist heute eine wunderschöne, gepflegte Anlage mit schattigen Wegen und einem großen Platz der Begegnung. Überragt wird alles von der mächtigen Zitadelle. |
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Das
Mittagessen nahmen wir im Hotel
Edessa am Park ein. Ich kannte das Hotel von meiner Südanatolienreise
1999. Hier im Hotel stieß Opa Scholz und seine Gattin wieder zu uns. Er war im Krankenhaus von Diyarbakir bestens versorgt und stabilisiert und mit den besten Wünschen in den Bus nach Urfa gesetzt worden. Ihm ging es schon wieder so gut, dass er unsere Reise unbelastet weiter mitmachen konnte. Beim Ruf des Muezzins zum Mittagsgebet verließen wir die Altstadt Urfas, Richtung Atatürk-Stausee. |
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Der Damm des Atatürk-Stausees wurde 1992 fertig gestellt und ist der größte der Türkei und einer der größten in der Welt. Er wird bis zu 84 Milliarden Kubikmeter Wasser des Euphrat aufstauen und bildet einen künstlichen See von 817 qkm. |
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Leider bekam ich auch diesmal nur die Staumauer von der dem Wasser abgewandten Seite zu sehen. Viel Zeit hatten wir nicht. Unser Ziel und Höhepunkt des Tages war der Berg Nemrut. SELO bot fakultativ anschließend an den Besuch des Berges eine Besichtigungsfahrt zu einigen Sehenswürdigkeiten des einstigen Königreiches Kommagene an. Klar, dass ich die sehen wollte. Auf unserem Weg nach Kahta, wo wir für die Fahrt auf den Nemrut in Minibusse umsteigen mussten, sahen wir immer wieder Ausläufer des mittlerweile riesigen Stausees. In Kahta checkten wir im Hotel Zeus ein und verteilten uns dann auf drei Kleinbusse, die in gewohnter Manier im Eiltempo zum Nemrut fuhren. Solange die Straße noch asphaltiert ist, geht ja alles noch. Irgendwann beginnt aber ein mörderisches Kopfsteinpflaster, das teilweise durch die Frosteinwirkungen der strengen Winter arg gelitten hat. Bandscheibengeschädigte sollten sehr locker sitzen und versuchen, die Schläge, die durch die Fahrzeugfederung durchkommen, mit dem Körper abzufedern. |
Der Aufstieg zu den Terrassen der Götter ist alles andere als einfach. Allein durch die Höhe von ca. 2.000 Metern wird der Weg ekelhaft anstrengend. Der Schotter auf dem schlecht befestigten Weg erleichtert den schweißtreibenden Aufstieg auch nicht wirklich. |
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Der Gipfel des Nemrut besteht aus einem heute etwa 50 Meter hohem Kegel aus aufgeschüttetem Steinschotter. Unter diesem Schotter vermutet man das Grab des Antiochos I., König von Kommagene und das seines Vaters Mithradates I. |
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Foto: @chim Die Ostterrasse |
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Die Geschichte dieses Grabheiligtums ist ungeheuer interessant.
Man mag schon fassungslos vor den Pyramiden
Ägyptens stehen und sich fragen, wie gewöhnliche Sterbliche die riesigen
Steinblöcke transportieren und zu pharaonischen Gräbern aufeinander
schichten konnten – aber die schiere Tollkühnheit, einen ganzen Berggipfel
in ein Denkmal zu verwandeln, ist in der Weltgeschichte einmalig.
Auf der Ostterrasse stehen die
Monumentalfiguren von Apollo, Tyche, Zeus und Herkules, und auch Antiochus
Die Römer haben einst die Köpfe herabfallen
lassen und die Gesichtszüge sind durch die klimatischen Verhältnisse stark
beschädigt worden. Trotzdem erfüllt einen die unglaubliche Leistung, die
Steinblöcke 2000 Meter den Berg
Auf der Westterrasse befindet sich zwischen gigantischen Köpfen ein monumentaler Steinblock mit dem Horoskop des Antiochus, aufgestellt am Krönungstag seines Vaters Mithridates als König der Kommagener. Auf der deutschen Internetseite der INTERNATIONAL NEMRUD FOUNDATION unter www.nemrud.nl findest Du umfangreiche Informationen über die Geschichte des Heiligtums, seine Rettung usw. sowie eine ansehnliche Fotosammlung. |
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Lektorat: Ellen Seidel |
Fotos: Gernot Fricke |